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Aktuelles

Erstcheck zur Provenienzrecherche in der Neuen Deutschen Rosenbibliothek

Am Mittwoch, 4. März 2020, gab es eine Premiere in der Rosenbibliothek, die in dem Verwaltungsgebäude des Europa-Rosariums (Steinberger Weg 3) zu Hause ist.

Anlass: Die Vorstellung und Präsentation der Broschüre " Erstcheck zur Provenienzrecherche in der Neuen Deutschen Rosenbibliothek". Oberbürgermeister Sven Strauß (B.r.) erhielt das erste Exemplar aus den Händen von Frau Sibylle Lucas und dem Leiter des Rosariums, Thomas Hawel (B.l.).
Der Landesverband Sachsen - Anhalt im Deutschen Bibliotheksverband e.V. , dessen Vorsitzende Frau Sibylle Lucas ist , beschloss mit dem Deutschen Zentrum Kulturgutverluste , in fünf öffentlichen kommunalen Bibliotheken , wie die Neue Deutsche Rosenbibliothek des Europa-Rosariums Sangerhausen, die Wissenschaftliche Bibliothek der Anhaltischen Landesbücherei Dessau , die Stadtbibliothek Magdeburg , die Harzbücherei Wernigerode und die Francisceumsbibliothek Zerbst einen Erstcheck für die Auffindung von geraubten Kulturgütern durchzuführen. " Dieses Projekt wurde durch die Leipziger Historikerin Dr.sc.phil. Monika Gibas betreut", so Frau Lucas. In diesem Erstcheck wurde festgestellt , dass es hinreichende Verdachtsmomente auf Raubkunst gibt. Damit wurde erstmals in Deutschland auf Initiative eines Bibliotheksverbandes ein Erstcheck in öffentlichen Bibliotheken erfolgreich absolviert . In einer Auflage von 1000 Exemplaren soll die rein wissenschaftliche Arbeit gezielt an die Stellen verteilt werden, die damit arbeiten. Das vorläufige Ergebnis der Aufarbeitung: Von 8000 durchforsteten Büchern waren 415 "auffällig". Diese werden in einem 2. Stepp noch einmal genauer unter die Lupe genommen. In einer, eventuell 2. Förderung des Landesverbandes , die bereits beantragt wurde und in diesem Jahr auch entschieden wird, soll weiter gesichtet, recherchiert, sortiert und zugeordnet werden. In nachgewiesenen Fällen der Raubkunstgüter stehen die Klärungen an, ob das Kulturgut zurück an die jeweiligen Eigentümer geht oder in der Rosenbibliothek verbleiben kann. " Für Bibliotheken und Museen ist die Arbeit mit diesen Kulturgütern wichtig. Die Klärung des Eigentums, eventuell sogar die Rückgabe der Kunstgegenstände oder Bücher sind wir den Nachfahren einfach schuldig", so Sven Strauß.

Hintergrund:

Die Provenienzforschung, also die Herkunftsforschung, in den öffentlichen Museen und Sammlungen gewann 1998 mit der Unterzeichnung der Washingtoner Erklärung durch 44 Staaten an enormer Bedeutung. Die Unterzeichnerstaaten, auch Deutschland, haben sich unter anderem verpflichtet, Kunstwerke, die während der Zeit des Nationalsozialismus beschlagnahmt wurden, in ihren Beständen ausfindig zu machen, deren rechtmäßige Eigentümer zu suchen und faire und gerechte Lösungen zu finden. Die den meist jüdischen Opfern zwischen 1933 und 1945 entzogenen und geraubten Kunstwerke gingen vielfach in den Besitz von öffentlichen und privaten Sammlungen über. In der Nachkriegszeit fanden nur unzureichende Rückgaben statt, so dass sich auch heute noch mehrere tausend Kunstwerke aus ursprünglich jüdischem Eigentum, oft unerkannt, in den Museen befinden.[3] Mit der Verpflichtung, diese ungeklärten Provenienzen aufzudecken, wurde die Erforschung der Geschichte und Herkunft eines Kunstwerks zum arbeitsintensiven zentralen Forschungsfeld der Museumsarbeit, denn alle Kunstwerke, die vor 1945 entstanden sind und nach 1933 angekauft oder übernommen wurden, können theoretisch aus Raubkunstbeständen stammen. Zwecks Informationsaustausch gründeten vier Provenienzforscherinnen im Jahr 2000 den Arbeitskreis Provenienzforschung. Seit 2014 ein Verein, sind heute rund 270 Wissenschaftler aus Europa und den USA Mitglied.

Am 28. März 2007 fand im Kulturausschuss des Bundestags eine Anhörung zur Raubkunst mit Juristen, Historikern und Museumsvertretern statt.[4] Deutlich wurde, dass für die geforderte Intensivierung der Provenienzforschung größere finanzielle Mittel zur Verfügung stehen müssen. 2008 wurde die Arbeitsstelle für Provenienzforschung am Institut für Museumsforschung der Staatlichen Museen zu Berlin – Stiftung Preußischer Kulturbesitz eingerichtet.[5] Sie hat die Aufgabe, Museen, Bibliotheken, Archive und andere öffentlich unterhaltene, Kulturgut bewahrende Einrichtungen bei der Provenienzrecherche insbesondere materiell zu unterstützen. Es wurde dazu ein Etat in Höhe von jährlich einer Million Euro zur Verfügung gestellt, die 2012 auf zwei Millionen erhöht wurden. (Quelle: Wikipedia)

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