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Aktuelles

Gemeinsamer Banddurchschnitt

Kein goldener, sondern ein moderner und multifunktionaler Versammlungsraum für die Stadt

Sven Strauß: Mit der Eröffnung zahlen sich Mut und Geduld aus

Gewerkelt wurde noch fast bis zum Banddurchschnitt - Hinter den Kulissen arbeiteten viele Helferinnen und Helfer an einer feierlichen Eröffnung des Goldenen Saales. Jahrzehnte gab es dazu kontroverse Meinungen, Diskussionen und Planungen. Dann war es endlich soweit: Der feierlichen Banddurchschnitt am barrierefreien Eingang zum Goldenen Saal durch Andreas Skrypek, Vorsitzender des Sangerhäuser Stadtrates (2.v.l.), Oberbürgermeister Sven Strauß (3.v.l.) und Klaus Peche, Vorsitzender der Sanierungsausschusses (5.v.l.). Auf dem Foto sind außerdem Maria Diebes, Fachbereichsleiterin Stadtentwicklung und Bauen (links), Jens Schuster, Fachbereichsleiter Finanz- und Personalverwaltung (rechts) und Ministerin Dr. Lydia Hüskens (3.v.r.). 

In seiner Rede zur Eröffnung des Goldenen Saales konnte Oberbürgermeister Sven Strauß gestern u.a. die Ministerin für Infrastruktur und Digitales des Landes Sachsen-Anhalt, Frau Dr. Lydia Hüskens, den Ratsvorsitzenden Andreas Skrypek und die Mitglieder des Stadtrates, sowie die Oberbürgermeister a.D. Fritz-Dieter Kupfernagel und Ralf Poschmann begrüßen.

"Nach insgesamt 3 Jahren Planungszeit und anschließender Bauzeit von 2 Jahren ist es nun soweit. Der Goldene Saal kann endlich seiner Bestimmung übergeben werden. Mit der erfolgten Instandsetzung und Modernisierung des südlichen Gebäudeteils wurde kein goldener, sondern ein moderner und multifunktionaler Versammlungsraum für die Stadt Sangerhausen und für den Sangerhäuser Stadtrat geschaffen. Er wird u.a. für repräsentative Empfänge, Rats- und Ausschusssitzungen genutzt werden, die bisher in der Grundschule im Wohngebiet Süd-West stattfanden. Auch Veranstaltungen der Öffentlichkeitsarbeit, Begegnungen der Bürger, der Wohlfahrtsarbeit, Lesungen, Auftritte von Schulen und Kindergärten oder Ausstellungen können hier stattfinden. Von dem seit Jahrzehnten leerstehenden und schwer beschädigten Hinterhaus des Neuen Schlosses ist nichts mehr zu sehen. Mit der Eröffnung des Goldenen Saals zahlen sich Mut und Geduld bei der Planung und Durchführung eines solchen Projektes aus. An dieser Stelle möchte ich dem Stadtrat der Stadt Sangerhausen und insbesondere dem Sanierungsausschuss danken, die sich in den vielen Sitzungen für dieses Bauvorhaben ausgesprochen und an der Umsetzung festgehalten haben", so Oberbürgermeister Sven Strauß in seiner Festrede.

Die SALEG als Sanierungsträger und Treuhänder der Stadt Sangerhausen hat im März 2017 nach langjährigen Bemühungen diesen Gebäudeteil käuflich erworben und organisierte die Planung und bauliche Umsetzung der Instandsetzungs- und Modernisierungsarbeiten als Bauherrin. Im Vorfeld der Planung wurden verschiedene kulturhistorische Untersuchungen wie restauratorische Befunduntersuchungen, Bauforschungen und Bestandsaufnahmen, Gutachten zur Holzkonstruktion sowie statische Untersuchungen durchgeführt. So musste die vorherige Holzbalkendecke, auf dem 1.Obergeschoss durch eine Ziegeldecke mit Aufbaubeton ersetzt werden. Teilweise stark geschädigtes Außenmauerwerk musste ersetzt werden. Die Modernisierungsarbeiten führten zu bedeutenden baulichen Veränderungen.
"Der Goldene Saal ist nun vom Innenhof des Rathauses Markt 7a über einen neuen Anbau zugänglich. Und ja – wir haben im 21. Jahrhundert gebaut. Somit ist der goldene Saal natürlich barrierefrei zu erreichen. Es kommt nämlich nicht darauf an, ob man einen oder 100 behinderte oder beeinträchtige Bürgerinnen oder Bürger aus diesem öffentlichen Gebäude ausschließt. Inklusion bedeutet vielmehr eine Umgebung zu schaffen, die allen Menschen gleichberechtigte Teilhabe ermöglicht". Der zweite Rettungsweg wurde über ein südliches Ausgangsbauwerk zur Schlossgasse geschaffen. Im Erdgeschoss, der ehemaligen Remise befinden sich die sanitären Einrichtungen und die Gebäudetechnik; im Obergeschoss der eigentliche Saal. Der Saal wird mit einer Flächenheizung beheizt und über eine Lüftungsanlage be- und entlüftet. Die Saaldecke erhielt entsprechend dem historischen Vorbild ein Deckengewölbe. Als Fußboden wurde ein Stabparkett aus geölten Eichenstäben eingebaut. Das umlaufende Deckengesims wurde entsprechend historischer Vorlage nachgebaut. Die Wandflächen erhielten entsprechend Befund Stuckprofile. Teile des ursprünglichen Innenputzes, der Kamin am Ostgiebel sowie die vorhandenen Innentüren des Saales wurden denkmalgerecht aufgearbeitet. Durch die neue Wand- und Deckengestaltung entstand ein Raum, der dem Betrachter die barocke Wandgestaltung vermittelt und den heutigen Anforderungen an einen modernen Sitzungssaal entspricht. " An dieser Stelle möchte ich allen beteiligten Firmen meinen Dank für die hohe Qualität ihrer Arbeiten und ihren tatkräftigen Einsatz aussprechen. Herzlichen Dank auch an den Architekten, Herrn Andreas Schauder, für seine Unterstützung und die reibungslose Zusammenarbeit."
Die Finanzierung des umfangreichen Projektes setzt sich wie folgt zusammen: Die Planungskosten belaufen sich auf rund 652.000 Euro, die Baukosten auf ca. 3,6 Millionen und die Ausstattung auf rund 160.000 Euro. Die Gesamtkosten des Umbaus inklusive aller Leistungen betragen damit ca. 4,4 Millionen Euro. Unterstützt wurde das Projekt mit Fördermitteln in Höhe von 80 Prozent von Bund und Land aus den Programmen Stadtumbau Ost, Städtebaulicher Denkmalschutz sowie Lebendige Zentren.
"So interessant der Blick auf die Geschichte auch sein mag, dieses Gebäude ist kein Denkmal für frühere Feudalherren. Es ist nach der Sanierung auch nicht mehr als Zeugnis des Verfalls geeignet, der mit dem sogenannten Arbeiter- und Bauernstaat einherging. Sie haben heute noch die Möglichkeit einer Segnung dieses Saales beizuwohnen. Aber der Goldenen Saal ist auch kein kirchliches sondern ein zutiefst weltliches Gebäude und steht allen Menschen offen. Heute, nach mehr als 300 Jahren, wird er seiner Bestimmung übergeben. Er wird zukünftig allen Bürgerinnen und Bürgern als multifunktionale Begegnungsstätte zur Verfügung stehen und dem Stadtrat der Stadt Sangerhausen gute Arbeitsbedingungen ermöglichen. Ich wünsche uns in diesem Raum, auch für die Zukunft spannende und sachorientierte Debatten sowie gute Entscheidung zum Wohle aller Sangerhäuser. Und unabhängig davon, ob es um Farbschattierungen einer Sandoberfläche oder um große Investitionsentscheidungen geht, hoffe ich, dass wir uns damit auch zukünftig in einer Zeit des Friedens und der Demokratie beschäftigen können. Dies wird nur möglich sein, wenn wir uns unserer Geschichte, der Geschichte unserer Stadt und auch ihrer Gebäude bewusst sind, aus dieser Geschichte lernen, ohne jedoch das vergangene zu verklären", so die weiteren Ausführungen des Oberbürgermeisters.
Die Ministerin für Infrastruktur und Digitales des Landes Sachsen-Anhalt, Frau Dr. Lydia Hüskens, betonte in ihrem Grußwort: "Das öffentliche Geld ist hier gut investiert worden. Ich bin beeindruckt von dem Geschaffenen." Die Ministerin bescheinigte der Stadt beim Umbau des Saales eine kluge Auftragsvergabe, die es geschafft hat, die Wertschöpfung vor allem in der Region zu belassen.

In Ihren Grußworten bezogen sich Andreas Skrypek und der Vorsitzende des Sanierungsausschusses, Klaus Peche , auf "Spurensuche" der ersten Ideen und Gedanken zum Goldenen Saal und zu seiner Historie.

Von 1616 – 1622 ließ der Kurfürstlich Sächsische Rentmeister Kaspar Tryller im Auftrag des Dresdner Hofes die stattliche dreigeschossige Spätrenaissance-Anlage gegenüber dem Rathaus am südlichen Ende des Neuen Marktes erbauen. Der westliche, bereits vorhandene Flügel aus dem 16.Jahrhundert wurde in den Neubau einbezogen. Das neue Schloss war ursprünglich für den Kurfürsten erbaut, er hat es aber nie bewohnt. Erst von 1711 – 1736 erlangte die Schlossanlage eine besondere Bedeutung durch Herzog Christian von Sachsen-Weißenfels, der zahlreiche Umbauten vornehmen lies und Sangerhausen als Nebenresidenz des Herzogtums Sachsen-Weißenfels nutzte. Nach Einschätzung von Denkmalpflegern gehört es zu den bedeutendsten Bauwerken der Hochrenaissance in der Region. Mit seiner über 400-jährigen Geschichte habe es die architektonische und geschichtliche Entwicklung der Stadt stark mitbestimmt. Der südliche Gebäuderiegel, heute der Goldene Saal, diente ehemals im Erdgeschoss als Wagenremise und Lager, im Obergeschoss war der „Große Saal“ oder „Neue Saal“ als Repräsentationsraum eingerichtet. 20 Jahre wurde er als Festsaal genutzt. Der Saal stand zuletzt viele Jahrzehnte leer und wurde vom Land Sachsen-Anhalt gesichert, um den drohenden Einsturz abzuwenden.

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Für die musikalische Begleitung sorgte Jazzkanne Life, Thomas Lehnert, für die künstlerische Umrahmung mit einer Ausstellung die ukrainische Künstlerin Anastasiia Kostenko.

 

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